[Ein neues Zeitalter, Teil 1]
Es war ein heißer Tag gewesen, und die Händler fuhren mit den Karren Richtung Norden nach Batavis oder nach Süden, Richtung Wüste. Ein dicker Mann mittleren Alters stand hinter seinem Tresen und polierte mit einem verdreckten Tuch die letzten Krüge. Nicht mehr lange, so dachte er sich, dann kommen die Händler, Söldner und anderes Pack um sich für die Nacht ein Lager zu suchen.
Die meisten von ihnen kamen für eine Nacht und gingen am nächsten Morgen ihrer Wege. Mittlerweile hatte er schon so viele Gesichter gesehen, dass er aufgehört hatte zu zählen. Nur einige, die öfters die Passage zwischen Batavis und den Süderlanden nahmen, erkannte er schon von weitem.
Als die Nacht hereinbrach, kam auch seine Kundschaft. Wie erwartet wollte jeder etwas, Bier oder Wein, das Tagesgericht für die Angestellten und ein oder zwei Betten. Der Rest konnte sich im Gemeinschaftsraum ausruhen. An diesem Abend war auch ein Barde anwesend. Ein seltener Gast, da sich diese normalerweise nicht so weit in den Süden verliefen.
Der Barde fragte, ob er die Gesellschaft aufheitern dürfe und sich so seine Mahlzeit und sein Trinken verdienen dürfe. Der Wirt hatte nichts dagegen, er hatte schon ewig keinen Barden mehr singen gehört. Als er anfing zu singen, verstummten schnell die lauten Gespräche und jeder, egal ob Händler, Söldner, Gehilfe, lauschte dem Lied. Es war eine Heldensage, Krieg und ein verfluchtes Wesen. Das Lied war noch nicht ganz vorbei als sich die ersten zu beschweren begannen. Kein Lied über Krieg und Tod. Sie hatten in den letzten Jahren zu viel davon. Die Zuhörer wollten ein fröhlicheres Lied über Hoffnung, Liebe und Frieden.
Der Barde stimmte zu und begann ein neues Lied zu spielen, welches von den Zuhörern gefordert wurde. An diesem Abend verdiente er sich eine goldene Nase und auch dem Wirt fiel auf, dass die Leute mehr tranken als sonst. Er schaute zu dem Kamin rüber, über den er seinen alten Schild und das Schwert gehängt hatte. Es waren die letzten Überreste einer einst so blühenden Armee, die es jetzt nicht mehr gab. Aufgerieben von den feindlichen Heerscharen. Nein, auch er wollte nie wieder in so einem Krieg kämpfen. So wie seine Gäste war auch er des Krieges überdrüssig und müde.
So gab auch er sich der Melodie des Friedens hin. Lauschte und hin und wieder schenkte er wie in Trance seine Getränke aus. Niemand bemerkte das kleine Mädchen, das bisher still und leise in einem Sessel am Kamin gesessen hatte und zuhörte. Niemand kam es komisch vor, dass um diese Uhrzeit noch ein kleines Mädchen alleine in der Taverne saß. Sie erhob sich vom Sessel und ging durch die Menge Richtung Ausgang. Erst als sie die Tür öffnete, bemerkte der Wirt sie. Er sah nur noch ihre langen schwarzen Haare im Wind wehen, bevor sich schloss.