[Der Name der Hoffnung, Teil 4]
Auf einer Wiese, nahe Leifrin lag eine schöne Decke, auf der ein Weidenkorb stand. Daraus guckten zwei kleine Beinchen und zappelten fürchterlich. „Ach Silanha, du sollst dich doch nicht immer im Korb verstecken.“ meinte Tryphon, der sie herauszog und das Kleinkind auf ihre Füße stellte. Sofort flitzte sie los und tollte über die Wiesen, ihr Vater konnte darauf nur den Kopf schütteln. Ihre Mutter hingegen sah sich, wie so viele Male zuvor, die Hauptstadt des ehemaligen Kaiserreichs an und klappte das Buch in ihrer Hand zu. „Hast du ihr wieder vorgelesen, Liebste?“, fragte der Kinderretter lächelnd, woraufhin seine Frau antwortete „Ja das habe ich, aber dieses Mal unsere eigene Geschichte. Eine, die so viel zu bieten hat, dachte ich mir, muss man doch aufschreiben und seiner Tochter hinterlassen. Meinst du nicht?“.
Sie drehte ihr Gesicht zu ihm, doch durch ihren großen schwarzen Hut war nicht viel davon zu sehen. „Du hast wie immer Recht mein Liebling.“ meinte er und genoss den sonnigen Tag. „Was habe ich nur für ein Glück mit dir und der Kleinen? Bald ziehen wir auch noch um, ich freue mich schon.“ Der Ehemann zwinkerte seiner Frau zu und ließ sich lächelnd zurückfallen.
„Wir haben tatsächlich viel durchgemacht, aber es ist Schicksal, dass wir einander haben. Es soll so sein. Außerdem habe ich mir geschworen, dass nie wieder jemand oder etwas zwischen uns kommt. Da Vater weg ist, ist es für uns alle auch angenehmer. Meine Geschwister werden dir wohl ewig dankbar sein.“ Darauf war nur ein kleines Schnauben unter dem Hut herauszuhören. „Es war notwendig, wie er uns alle, dich, wie er MICH behandelt hat.“, sagte sie arrogant. „Er ist einfach zu alt, denkt nicht mehr mit. Er versteckt sich seit einiger Zeit sogar…“ es war zu hören, dass sie das beschäftigte. „Aber Liebste, denke nicht darüber nach. Was solls, er ist weg, wir sind frei.“
Es herrschte ein längeres Schweigen zwischen den beiden, nur die kleine Silanha durchbrach die Stille. Ihr Vater erhob wieder die Stimme, „es ist blauer Himmel, glaubst du, das Wetter wird noch umschlagen?“ fragte er und bekam prompt die Antwort, „Das wird es, das verspreche ich dir…“
Da stand sie auf und ihr Mann nahm ihre gemeinsame Tochter auf den Arm. Er lächelte und hätte damit jede Frau der Welt verführen können, doch die eine, die ihn interessierte, hatte er schon. Wind kam auf und vom Osten nährten sich schwarze Wolken. Der große Hut von Silanhas Mutter flog weg und schwarze Haare flatterten im Wind, die Kleine gab keinen Ton von sich, sondern beobachtete nur ihre Mutter mit großen Augen. Da stand die Familie, auf den Hügeln vor Leifrin und blickte auf die Stadt hinab. Das Ende war gekommen.