Dafdis

[Der Krieg, Teil 7]

Ein Priester der Lyst steht einsam vor einem Galgen. Weit und breit in mindestens zwei Tagesmärschen ist keine Menschenseele. Hier findet eine einsame und besondere Hinrichtung statt. Der Körper des gerichteten schaukelt leicht im Wind hin und her. Leise intoniert der Priester seine Gebete, leise, doch die Worte tragen weit.

„Acht Knoten, für die Götter.“

Eine Pause, schweres Atmen, fast so als würde er gegen irgendetwas kämpfen. Der Körper zittert unter der Anstrengung jeder einzelnen Silbe.

„Erdrosselt, für das Leid der Herzen.“

Der Priester fällt auf die Knie. Sein Streitkolben fällt nutzlos zu Boden. Die sonst schon bleiche Haut wird Totenblass. Jedes Wort ist ein kleiner Krieg in seinem Munde.

„Die Dunkelheit gehalten, durch den Strick am Halse.“

Die Worte sind nicht ganz verklungen, da fällt der Priester um. Die Augen starr, sein Leben vergangen. Lange Zeit geschieht nichts, fast friedlich schwingt der Körper des Toten im lauen Wind des Tages. Dann zucken die Hände des Gehängten und greifen nach dem Strick. Mit einer kraftvollen Bewegung wird das Seil zerrissen. Füße schlagen auf dem Boden auf und setzen sich in Bewegung. Als er den Priester erreicht, lächelt er kalt. „Imbram, hast du geglaubt, Sie aufhalten zu können? Ihr Verfolger der Lyst, ihr Inquisitoren könnt vielleicht arme unschuldige Bauern für das Böse hängen, doch sie könnt ihr nicht aufhalten.“

Danach setzt sich der Körper wieder in Bewegung, in seinem Geist hallt nur ein Name wieder:

„Dafdis!“