Lichtbinder-Sage

Das Licht und die Dunkelheit

Die Dunkelheit war in die Ewigkeit gehüllt. Schweigend herrschte sie über alles und alles war sie. Unangefochtene Herrschaft in der Stille. Ein einzelner Faden des Lichts durchzieht die Perfektion und bringt den Kampf mit sich. Licht und Dunkel und auf einer dünnen Linie dazwischen der Schatten.

Dieses Licht brachte etwas in Bewegung. Veränderungen geschahen, nur langsam, unsagbar träge und doch. Zeit war unbedeutend.

Aus dem Licht schälte sich ein Mann. Er erblickte, was war und sah, was sein könnte. Er sah die Zukunft, die Zeit, die sich selbst fraß, wie alles begann, wie alles endete und er erkannte seinen Weg. Ein erstes Lächeln erstrahle auf seinem Gesicht. So nahm er die zarten Fäden des Lichts und formte sie. Warf einzelne Strahlen in die Dunkelheit und ließ seinen Gedanken freien lauf.

So begann der Krieg. Die Dunkelheit spürte den Feind, der sie verdrängen wollte, sie formte erste Gedanken und begann zu atmen. Tiefe Züge. Ein Mann in Schwärze gehüllt stand dem Mann des Lichts gegenüber. Sein Blick voller Hass. Ein neues Gefühl, das die Leere durchflutete. Der Mann aus Licht schuf die Dinge, der andere zerschlug sie. Nur wenig von dem, was geschaffen wurde, blieb über. Kleine Funken strahlend in weiter Ferne, Spuren eines ewigen Kampfes.

Sie wussten beide, dass dies nicht sein konnte. Sahen die Sinnlosigkeit ihrer Taten und schlossen einen Packt. Der Krieg sollte enden, das Licht sollte erschaffen und wenn die Zeit gekommen ist, erlischt es und kehrt zur Dunkelheit zurück. So schufen sie eine Scheibe, ein strahlender Ort in der Dunkelheit. Beide wussten, dass dies hier der Ort sein würde, an dem der Kampf entschieden werden würde, an dem ihre Kinder es zu einem wahren Ende bringen würden.

So begeben sie sich auf die Scheibe aus Licht und warteten. Sie sehen, wie die Zeit geboren wird, die Vergänglichkeit entsteht. Es muss sein. Was lebt, muss sterben. Was leuchtet, kann vergehen. Das Licht lächelt traurig, die Dunkelheit voller Hass. Die Kinder des Lichts, Funken geboren aus der ersten Schlacht, haben die Scheibe bemerkt und eilen auf sie zu.

Doch dort wo sich die großen Treffen, dort wo sie den Schatten werfen, dort waren sie auch Blind. An dieser dünnen, so kleinen und so geringen Linie entstand der Zufall. Hier entstand ein Geist der Freiheit, der weder die eine noch die andere Seite brauchte und doch durch sie entstand. Die Welt der Geister wurde unbeachtet und im Schatten geboren.

Die Götter

Einer nach dem anderen, alle Funken, die der Schlacht entsprungen waren, näherten sich der Scheibe. Sie waren beseelt von dem Wunsch und Wirken ihres Vaters, dem großen Licht, zu folgen. Gefesselt von der Macht und den unendlichen Möglichkeiten, so fühlten sie die Gedanken ihres Vaters, der im geheimen noch immer flüsterte. So begannen sie das Licht zu formen und zu nutzen, sie erschufen Dinge und vernichteten sie wieder. Lange Zeit verging und die schwächsten Funken begannen zu verblassen und die Dunkelheit forderte ihren Teil.

Als das erste der Lichter in die Dunkelheit übergeht, spüren die anderen die Angst. Angst vor dem verblassen, Angst der nächste zu sein und niemals die Worte ihres Vaters zu erfüllen. So gestalten sie Funken aus Licht, ein Ebenbild ihrer selbst und binden diese mit hauchdünnen Fäden an sich.

So erblickt die Ersten, die Eldar oder auch Elfen, die Welt in ihrer Unberührtheit, spüren die tiefe Verbundenheit mit ihren Erschaffern. Sie wissen, von wem sie ein Teil sind und verehren sie. Sie vermehren sich und die Lichtfunken, die die Götter sandten, werden mehr. Sie spüren, wie ihr Plan aufgeht und ihre Kraft sich mit jedem Funken mehrt.

Doch vieren von ihnen reicht dies nicht. Sie spüren das, wenn sie nur mehr Licht an sich binden würden, hätten sie auch mehr Macht ihre Pläne und die Pläne des Lichtbinders vorwärtszutreiben. So mischen sie sich heimlich unter die Eldar der anderen Götter und machen ihnen Versprechen und Macht, wenn sie ihre Fäden nur an Sie binden würden. Immer mehr der Elfen wechseln zu den Vieren und diese Erstarken.

Doch die vier verbliebenen Götter wollen sich dies nicht gefallen lassen. Sie spüren, wie ihre Energie schwindet und die Dunkelheit nach ihnen greift. So stürzen sich auf die Scheibe und suchen ihre Brüder, um ihr Handeln zu unterbinden. Sie bewerfen sich mit purem Licht und Energie, kämpfen Jahr um Jahr. Zerstören den Erdboden, zerreißen Fäden des Lichts, die die Scheibe umgeben und binden. Viele der Eldar gehen im Krieg der Götter zugrunde, sind Spielball in einem Kampf unter Giganten, nichts weiter als vergängliche Funken des Lichts in der Dunkelheit. Ein Leben, das nicht mehr wert ist als ein Streichholz im Wind.

Der Lichtbinder sieht die Zeichen der Zeit, er kennt die Zukunft und weiß, dass es Zeit ist sich zu offenbaren. Als der Kampf der Götter die Scheibe zu zerreißen droht, hallt eine Stimme über die Schlachtfelder, sie erfüllt die Herzen der Eldar und auch der Götter mit Ehrfurcht.

Der Lichtbinder sprach: „Wisset, Ihr alle seit nichts weiter als Funken meines Schaffens, ihr seid so vergänglich wie das Licht, eure Dauer niemals für die Ewigkeit und nur euer Werk kann überdauern. Nur die Dunkelheit ist ewiglich, sie trotzt der Zeit und der Vergänglichkeit, also führt keinen Krieg Licht gegen Licht, da doch die Dunkelheit euer Feind ist.“

Tiefe Bestürzung erfüllte die Götter ob dieser einfachen Erkenntnis und schon war in ihren Herzen beschlossen, die Eldar zu vernichten, da sie doch das eindeutige Zeugnis ihrer Fehler waren. Die Eldar spürten in ihren Herzen, dass sich ihre Schöpfer von ihnen abgewandt hatten und waren voller Furcht, da das endgültige Ende bevorstand.

Doch da sprach der Lichtbinder: „Nie wieder werde ich einen Kampf zulassen, der mein Werk zerstört. Jeder von euch soll sich ein Volk erschaffen nach seinem Ebenbild, es formen und durch es wirken wie er es wünscht. Doch soll es jedem dieser Lichtfunken freistehen, sich für einen anderen von euch zu entscheiden. So sollt ihr gezwungen sein, sich um ihr Wohlergehen zu sorgen, um sie so an euch zu binden. Die Eldar aber, die Ihr so leichtfertig der Dunkelheit geopfert hättet, sollen meine Kinder sein und wie ich für immerdar sein, ohne Band, nur geknüpft an ihre und meine Bestimmung.

So erschuf im fünften Jahr nach der Offenbarung des Lichtbinders, der Gott Ahazâgal die Zwerge. Er nahm Fels aus dem tiefsten Schlund der Erde, formte ihn nach seinem Bild und träufelte sein Blut auf ihn, um ihn zum Leben zu erwecken. Zahâr der erste aller Zwerge sollte stark und ausdauernd sein. Er sollte die Vorlieben von Ahazâgal teilen, den dieser liebte Stein und Erz. Das Leben eines Zwerges sollte hundertmal so lange währen wie es dauerte sie zu erschaffen, um ihnen die Zeit zu geben Ahazâgal als ihren einzig wahren Gott zu erkennen.

Im neunten Jahr nach der Offenbarung des Lichtbinders schuf die Göttin Auraya die Kender. Sie formte sie aus dem Wind, der die Bäume durchfährt und den Wellen des Meeres. Sie liebte den Wandel und so sollte ihr Volk sein. Unberechenbar, wild und für die Freuden des Lebens offen. Ihr Leben sollte lange währen, da Auraya sich der Treue der Kender sicher war.

Nach zweitausend Jahren erschienen die Menschen. Sie waren eine Schöpfung des Gottes Hebrin und der Göttin Lyst. Sie vereinten, dass das Leben der Menschen nur kurz dauern sollte und ihre Herzen auf ewig im Wiederstreit zwischen den Wesenheiten der Götter liegen soll. Dies sollte dem Lichtbinder zeigen, dass die Götter seine Lektion begriffen hatten und sie ihrem Volk die freie Wahl ließen. Ihre Zahl sollte groß sein, um ihr kurzes Dasein auszugleichen. Doch sollten sie in ihrem Geist erfinderisch sein, sodass auch sie dazu fähig waren, etwas für die Ewigkeit zu schaffen.

Es waren 2 weitere Götter, die ihre Schöpfung nutzen, um Wesen mit guten Herzen zu erschaffen, ihre Namen seien hier genannt. Es waren der Gott Piun und der Gott Valirian. Jedoch seien ihre Völker zu einer späteren Stunde vorgestellt, da sie gut verborgen leben und ihre Wesenheit nicht so einfach zu offenbaren ist.

Als die Göttin Zâralkâ sah, was ihre Brüder schufen, sann sie lange nach und erst nach vier Jahrtausenden erschuf sie ihr Volk. Sie war einer der vier Widersacher und noch immer fürchtete sie die Dunkelheit und das Vergessen von allen am meisten. Die Worte des Lichtbinders waren nichts, was ihr Herz berührte. So schuf sie die Dunkelalben. Sie sollten wie die Kinder des Lichtbinders sein, nur ihnen in allen Dingen überlegen. In ihrer Besessenheit schuf sie ein Volk ohne Mitgefühl. Das immerdar mit dem Durst erfüllt ist, mehr und mehr Seelen für Zâralkâ zu sammeln. Ein Volk, das sich höher als alle anderen sieht und wie geboren für die Eroberung ist. Grausam, zäh, schnell, schlau und mit einem Leben, das fast wie eine Ewigkeit erscheint.

Auch der Gott Narbasch sah, was seine Brüder schufen, doch war ihm nicht die Macht der Fantasie gegeben. Seinem Geist stand es nur nach Macht, er wollte nichts Erschaffen, er wollte Erobern. So schuf er seine Wesen nach dem Ebenbild der Menschen. Doch wollte er nicht, dass seine Brüder erkannten, dass er zu keinen eigenen Ideen fähig war und formte sie so gut er es vermochte. Ihre Körper und Gesichtszüge wurden hässlich und mit ihrem Körper auch ihre Seele. Sie sollten kurz leben, da sich Nahasgral niemals vorstellen konnte, dass sie ihm in Treue ergeben waren. Als Ausgleich für ihr kurzes Leben gab er ihnen einen starken Willen und Ausdauer mit, doch keine Intelligenz.

Nur die Göttin Ahsarale sandte nichts auf die Scheibe, sie saß in ihrem Himmelsthron und lächelte. Sie wartete und wartete, den sie hatte erkannt, dass nur zwei Dinge für sie unabänderlich waren, die Zeit und die Dunkelheit. Schon im Kampf der Götter hatte sie sich nicht eingemischt. Sie erfasst ihre Pläne zur Macht und wusste ihre Zeit würde kommen.