Das Reich des Südens

Das Reich des Südens

So wie ein Kind des Südens nach seiner Geschichte gefragt wird, so wird sie sich immer um einen Mann drehen. In den meisten Fällen ist es ein Sultan oder ein Lehrmeister, doch die wenigen, die eine Geschichte erzählen, in der ein fremder Mann ohne Namen ihre Rettung bedeutete, jene sind gesegnet. Gesegnet, die wahren Geschichten der Wüste erzählen zu können.

Das Reich des Südens ist in Ost und West unterteilt:

Die große Wüste, auch als Südlande oder Land des Sandes bezeichnet, stellt den größten Teil dar.

Im Osten befinden sich zwei kleinere Reiche:

Bhar al Dschabal, genannt das Tal zwischen den Flüssen oder auch das friedliche Tal. Es ist ein kleines friedliches Land und nennt fruchtbaren Boden ohne Sand sein eigen.

Südlich davon befindet sich Bhar al Ghazal, das Land der Sandstürme, Söldner und Assasinen.

Die große Wüste

Auch die Geschichte der Wüste selbst beginnt mit einem Mann, nicht nur einem Mann, einem Gott. Valirian der Herr der Flammen gilt als oberster Gott in dieser unwirtlichen Gegend. Wenn sein flammendes Gestirn den Himmel verlässt, so zieht das kalte Licht des Lichtbinders auf. Und dieser Kreislauf wird auf ewig bestehen. Jeder Südländer ist sich dessen bewusst und lebt, liebt und stirbt unter diesen Gestirnen.

Ihr Leben ist nicht beneidenswert, denn es ist geprägt von Krieg. Viele Sultane gibt es in der Wüste, manche mächtiger, manche nicht. Dort ein Räuberstamm, hier ein rebellierendes Dorf oder eine Armee aus dem Norden. Und sie alle kämpfen gegeneinander, immer zu und ohne Unterlass. Denn niemand kann die Wüste einen, der Stolz den ihnen Valirian gab zwingt sie immer weiter zu machen und so reiben sie sich gegenseitig bis zur Bedeutungslosigkeit auf. Im Norden kennt man die großen Kriege, jedem Kind wird beigebracht, wo welche wichtige Schlacht war und wer sie gewann. Doch im Süden erzählt man sich von den Jahren die es ohne Krieg gab, von Söhnen die überlebt haben und selbst welche großziehen konnten.

Doch nicht nur die Menschen bilden das Feindbild, nein, die Wüste selbst ist auch ein täglicher Gegner. Das Suchen nach Wasser, die ewige Angst von Räubern überfallen zu werden oder einem der sagenumwobenen Dämonen zu begegnen. Jene sollen in aller Einsamkeit über die Dünen streifen, doch was sie suchen, ist unbekannt. Auch wo sie herkommen ist ein Rätsel, die einen erzählen sich, sie stammen noch aus einer Zeit, in dem ganz andere Menschen hier gelebt hatten, die riesige Bauwerke errichteten, die aber heute um Sand versunken sind. Andere glauben hingegen, dass sie Experimente der unzähligen Magier dieser Welt sind und hier ihr eigenes Exil gewählt haben. So mancher Forscher hatte sich damit schon beschäftigt und die Kunde der „Dämonologie“ in den Norden gebracht, doch dies sei ein anderes Mal erwähnt.

Das Volk

Die Wüstenbewohner sind eher von dunklerer Hautfarbe, dies reicht von Pechschwarz bis zu einem hellen Braunton, doch die Kleidung ist meist die gleiche. Weite, wallende Gewänder und ein Turban, der vor der Sonne schützt. Die Frauen hingegen zeigen sich freizügig wie die Bauchtänzerinnen oder verschlossen mit Schleier, sodass kein anderer Mann ihren Körper sehen darf. Der Stolz und die Ehre sind überall im Alltag verankert. Doch die Gastfreundschaft ist unübertroffen, ein jeder Fremder wird zum Tee trinken eingeladen, Geschichten werden erzählt und es gibt Wüstenhonig zu essen. Eine konstante, die bei allen Lebensarten in der Wüste gleich ist.

Die Nomadenstämme ziehen rastlos von einer Oase zur nächsten, treiben ihr Vieh vor sich her und handeln ein wenig. Ein ewiges Leben in ihren Zelten und ohne Rast und Angst vor dem nächsten Überfall. Sie sind meist schmucklos und in beigen Farbtönen gekleidet. In den kleinen Dörfern um die Oasen stehen Häuser aus Lehm. Sie spenden Kühle unter der unerbittlichen Sonne, auch jene Bewohner sind weniger schmuckhaft gekleidet. So auch die Bewohner größerer Städte, die nahe der Stadtmauer leben. Doch je näher man zum Herrschaftssitz des Sultans kommt, umso prächtiger und bunter werden die Gewänder. Holzschmuck geht über in Silber- oder gar Goldschmuck und die Häuser gleichen dem armen Mann schon als Palast, bis er den Sitz seines Sultans sieht. Jene Hauptsitze sind immer prächtig, eindrucksvoll und gewaltig, aber selten bewohnt. Denn die Sultane sind größtenteils mit ihrem Heer unterwegs. Doch die Hauptstadt und einziger kriegsfreier Platz sind etwas ganz anderes.

Die Hauptstadt Arkul‘ ab‘ Akad

Ist die große Kellerstadt des Südens. Sie ist der einzig friedliche Ort der Wüste, zumindest was den ewigen Krieg angeht. Sie befindet sich fast vollständig unter der Erde. Nur die „Dächer“ der Gebäude ragen heraus, um durch freie Stellen die Luft hereinzulassen. Sie besteht aus Lehm und Steinen, doch ist so reich an Verzierungen, Mosaiken und Statuen, dass sogar das Armenviertel als reich gilt. Diese Stadt ist nahe des „nördlichsten der Vier Arme“ womit die Ausläufer eines zusammengeführten Flusses gemeint sind. Trotz des Luxus einer solchen Masse an Wasser, können die Menschen nichts an der Oberfläche anbauen, da es dort Mittags so heiss wird, dass ein Schaf einfach anfangen würde zu brennen. So spielt sich alles Leben der Stadt in den Tunneln ab, die durch Fackeln und Leuchtmoos erhellt werden. Die Stadt ist wie ein Halbmond geformt, während in der Mondform alle Bürger leben, die reicheren näher zu den spitzen Enden hin, liegt in der kreisförmigen Mitte der riesige Marktplatz. Umschlagplatz für allerlei wunderliche Waren und der Beginn der Seidenstraße. In den Spitzen-Enden des Mondes befinden sich zwei kleine Magierakademien, die der aufgehenden und die der untergehenden Sonne. Zwischen diesen beiden liegt eine gewaltige Mauer mit einem Tor aus purem Gold, verziert mit Saphiren, Smaragden und zwei gewaltigen Rubinen. Dies ist der Zugang zum ehemaligen Reich des Kalifs Ifrit IV. Was sich hinter diesen Toren befindet weiß niemand mehr, denn seit der Kalif tot ist, gab es keinen Herr über die gesamte Wüste mehr.

Magierakademien

Die zwei Akademien der Hauptstadt unterscheiden sich in keinster Weise den Lehren, die im Valiriantempel praktiziert werden. Doch sie haben einen Punkt über den die stetig streiten, ob den nun die aufgehende oder die untergehende Sonne mehr Wirkung habe. Wo wäre man dem roten Strang am nächsten und somit am mächtigsten. Magietheoretiker befassen sich mit diesem Thema und widerlegen sich ständig gegenseitig in diesem Bereich. Da ihre Gemäuer an den Spitzen des Mondes gebaut sind, sehen auch exakt gleich aus, nur dass sie eben spiegelverkehrt sind. Am Spitzen-Ende beider Akademien ist eine Nische eingebaut worden, in der eine kleine Statue von Valirian steht, so sitzen sie sich bei der Meditation sogar gegenüber und bemerken es nicht. Der anführende Magier der aufgehenden Sonne ist Samir al Hadim und sein Gegenüber Yazig al Mutasim, beide befinden sich nur selten in ihren Akademien. Sie ziehen durch das Land auf der Suche nach Antworten und neuen Schülern und hier sind sie sich einig, ein jeder neuer Schüler ist anderer Weg. Ein Weg für den Schüler und kleiner Schritt für den Lehrer zur Erkenntnis.

Die Seidenstrasse

ist der Name einer festen Handelsroute zwischen Arkul‘ ab‘ Akad und Leifrin. Sie versorgt den Norden bzw. den Süden mit Waren des jeweils anderen und hat deshalb eine große Bekanntheit. Darum ist sie häufig Ziel von Überfällen von Räuberbanden. Die Stadtwachen der Kellerstadt eskortieren deshalb, bei wichtigen Lieferungen, selbst die Ware bis zur Wüstengrenze. Sollte ab hier etwas verloren gehen bürgt das Reich von Raidamon dafür und eben auch anders herum. Seide, Gewürze, Teppiche, Kamele ja sogar Elefanten, alles geht über die Seidenstraße in den Norden. Wäre diese nicht, die Kellerstadt würde wohl verfallen und auf ewig vergessen werden.

Der Tempel des Valirian

Ist einer der fürchterlichsten Kriegsschauplätze auf dieser Welt. Hier ist so viel Blut geflossen, dass der Sand um das Heiligtum herum sich rot gefärbt hat. Sollte ein Fremder jemals diesen Sand erblicken, sollte er schnellstmöglich kehrt machen, bevor er in die Schlacht gezogen wird. Denn hier stehen sich stetig 3 Armeen gegenüber. Die „vereinigten Heerscharen der Sultane zur Befreiung der heiligen Stätte“, die „Soldaten Raidamons zur Rückeroberung des Valiriantempels“ und die Diener Valirians die in diesem Tempel leben. Jene verteidigen sich täglich gegen den Ansturm dieser zwei Armeen, wenn sie nicht gerade gegeneinander kämpfen. Der Tempel an sich, ist eine riesige runde Arena, innen gesäumt mit vielen hängenden Gärten und an seiner Aussenmauer zieht sich spiralförmig ein mit Säulen gesäumter gepflasterter Weg nach oben, sodass er wie ein gewaltiger Turm aussieht, dessen Spitze man vom Boden aus nicht erblicken kann. Untertags scheint die Sonne scheinbar immer genau über den Tempel zu schweben und blendet einen und wenn sie am auf- bzw. untergehen ist, hängt der aufgewirbelte Sand des Tages in der Luft. Dieser wandelt sich über Nacht in Nebel und Wolken und es beginnt von neuem.

Nicht einmal die Bewohner des Tempels wissen, wie hoch er wirklich ist, denn über den „Sandhimmel“ hinauswagt sich nur der Oberste, genannt „Andar“. Er ist der höchste religiöse Vertreter Valirians auf dieser Welt. Er lebt sogar über dem Sandhimmel und steigt täglich herab zur Tempelstadt. Dort gibt es nur Krieger, Männer sowie Frauen. Den einen Tag über bestellen sie das Feld, am nächsten kämpfen sie an der Aussenmauer. So ist das Leben der normalen Familien. Es gibt natürlich auch noch die Magiekundigen und die Geistlichen. Jene haben nur in den seltensten Fällen Familie, hervorzuheben sind hierbei die Frauen. Sowohl die Magierinnen als die Priesterinnen nennen sich „Nuri“, erst danach folgt ihr eigener Name. Die magischen Nuri, lassen Tag für Tag die reinste Flammenhölle über ihre Gegner regnen und sind danach mit den Priesterinnen mitten im Geschehen. Und sollte die Not groß sein, so stürzen die „Harkash“ in den Kampf, die Elite der Nuri welche sich übersetzt als Fresserin der Schatten bezeichnen. Sie sind so hübsch anzusehen in ihren sehr freizügigen Gewändern, die fast derer von Bauchtänzerinnen ähneln, dass ein einfacher Mann sich sofort verliebt. Dies ist sein Todesurteil, denn er lässt jede Gegenwehr fallen. Nachts schleichen sie in die Lager der Heere, um einzelne Männer in ihrem Nachtlager zu töten und so manche einer erzählt sich, dass von hier die Succubi und die Harpyien stammen. Seien diese Wesen Legende oder nicht, die Angst vor ihnen plagt die Belagerer Tag und Nacht.

Jeder will diesen Tempel für sich, jeder hatte ihn bereits und deshalb wird der Kampf wohl niemals aufhören.

Der Beginn des Krieges

Das Wüstenreich war vor langer Zeit bereits einmal vom Krieg zerfressen und es zerbrach daran. Eine Kultur, heute völlig in Vergessenheit geraten, herrschte über das Sandland. Nichts ist von ihr erhalten geblieben, keine Statuen, keine Gebäude, nichts. Alles verschlang der Sand, bis auf ein völlig leeres Steinplateau, auf dem heute der Tempel des Valirian steht. Als die Kultur unterging, kamen neue Menschen in das Land, lebten als Nomaden auf der ewigen Suche nach Wasser. Es wurden mehr und mehr und schließlich bauten sie Dörfer und Städte, doch das Steinplateau blieb unberührt. Das heutige Wüstenvolk entstand, doch mit ihm auch der Krieg. Jene Nomaden seien schon vorher an dieser Oase gewesen, das sei ihr Land, doch andere lebten bereits da. Kämpfe begannen, Fehden wurden ausgesprochen und man konnte sich seiner nie wirklich sicher sein. Doch kamen einer der das änderte, Ifrit der erste seines Namens, machte es sich zur Aufgabe die Stämme unter der Sonne zu versöhnen und dies schaffte er auch.

Es sollte nicht so enden wie das erste Mal, Valirian war stolz auf Ifrit und so auch das Wüstenvolk. Sie kamen häufig zu ihm, fragten ihn um Rat, beschenkten und achteten ihn. Schließlich riefen sie ihn sogar als Kalif Ifrit I. aus, Herr über die Wüste. Er gründete darauf Arkul‘ ab‘ Akad, um den Menschen ein Zentrum zu geben, ein friedliches miteinander, um Waren auszutauschen und um zu lernen. Die Stadt wurde nicht zu seinen Lebzeiten fertiggestellt, erst Kalif Ifrit III. Herr über die Wüste und nun auch „Bewahrer des Friedens“ genannt, erlebte dies. Und er belegte seinen eigenen Palast mit einem Bann, da es nur ein Tor hineingab, wirkte er, dass dies Tor nur von demjenigen geöffnet und geschlossen werden konnte, der alleiniger Herrscher über die Wüste und Bewahrer des Friedens war. Sollte Krieg ausbrechen und er nichts unternehmen, so soll das Tor zugehen und er soll für immer gefangen sein. Das Volk jubelte ob seiner großen Geste und ihr Herrscher hielt sein Wort. Er bemühte sich stets um Verhandlungen und duldete keinen Krieg. Um den Herrn der Wüste zu ehren, begannen die drei Wesire Ali Ibn Aybak, Mahmud II. und Mirza Nasir Ahmad auf dem, immer noch ungenutzten Steinplateau, einen Tempel zu bauen. Als er verstarb, war die Trauer des Volkes groß, umso eifriger baute man an seinem inoffiziellen Andenken.

Sein Sohn Ifrit IV. Herr über die Wüste und Bewahrer des Friedens bestieg den Thron, an seiner Seite der Großwesir Garsivaz. Das Erbe des Vaters wurde der Kalif dank seines Großwesirs mehr als Recht. Als der Tempel des Valirians fertig war, reiste der Herrscher persönlich zum Tempel, um seinen Wesiren zu danken. Für jeden hatte er einen Teil aus seiner Schatzkammer dabei, um seine Dankbarkeit auszudrücken. Doch die Wesire lehnten ab. Und aufgrund dieser Entscheidung passierte so vieles, was nie hätte passieren dürfen.

Sie lehnten ab, sie wollten den Turm noch höher bauen. Bis zur Sonne, bis zu ihrem Gott sollte der Tempel ragen, auf ewig mochten sie auf alle hinunterblicken. Doch der Kalif verbot es, Blasphemie sei dies. Sie waren doch nur Menschen und doch wollten sie sich in das hohe Reich hinauf schwindeln. So verlies er seine Wesire, welche kurz darauf ihren Großwesir Garsivaz aufsuchten. Sie drohten ihm, bestachen ihn mit Geld und versprachen ihm den Segen Valirians. Der Kalif war ein Ketzer, wenn er nicht die Herrlichkeit des Tempels und Valirians anerkenne und ein Ketzter durfte nicht Kalif sein.

Die Kunde des Tempels sprach sich herum und so kamen auch Gläubige des Nordens, um den Tempel zu betrachten, der stetig weiter wuchs. Doch die Wesire verjagten sie, solch Scheinheilige, ja solche Ungläubigen wollten sie nicht den Tempel betreten lassen. Aber der Kalif befahl sie einzulassen und sein Wort war Gesetz, dessen sich die Wesire wieder mit Flehen an den Großwesir beugten.

Zeit verging und die heilige Stätte war bereits so hoch, dass man die Spitze nicht erkannte. Der Kalif hatte es dank seines Großwesirs nicht mitbekommen und tobte, lies sogar mit Katapulten auf den Tempel feuern, um ihn kleiner zu machen. Garsivaz knickte nach dieser Attacke ein und tötete, im Namen der Wesire, Ifrit IV. und seine ganze Familie. Er, der nun der rechtmäßige Nachfolger war, rief den Krieg der Wesire gegen die Ungläubigen aus, die ihren Tempel besudelten. Und als der erste Tropfen unschuldigen Blutes den Tempelboden berührte, begann sich das Tor zum Palast des Kalifs zu schließen. Der Großwesir und alle Diener in sich eingeschlossen.

So führten die Wesire Krieg gegen die Nordländer, welche nun auch militärisch gegen den Tempel rückten, um ihr „Recht“ geltend zu machen. Mahmud II. beanspruchte, nach der Abwehr einer großen Attacke, das Recht für sich, sich als Kalif auszurufen. Doch die anderen beiden Wesire duldeten das nicht, da sie die gleichen Ansprüche darauf haben. Und so verfielen sie in Streit und kämpften fortan auch gegeneinander. Immer einen kleinen Teil ihrer Truppen abgestellt, um sich der Gefahr aus dem Norden entgegenzustellen.

So ist der Tempel nie vollendet worden und die Wesire kämpften weiter gegeneinander. Generationen später begann die heilige Stätte sich mich eigenen Truppen zu verteidigen. Und damit war die tödliche Dreieckskonstellation um den Tempel entstanden. Die Wesire befahlen ihnen den Tempel zu räumen, doch die Antwort des Andar war, dass er keine Befehle von Dienern entgegennehme. Und so rief sich einer nach dem anderen als Sultan aus, ein Herrschertitel, der den Andar und die seinen vertreiben sollte. Doch der lächelte nur und kämpfte ehrenvoll gegen alle, die den Tempel mit Gewalt betreten wollten. Viele neue Sultane kamen und gingen und sie alle kämpfen gegen sich, den Tempel und den Norden. So war es damals und so ist es bis heute.

Die Sultane und ihre Wächter

Zum heutigen Zeitpunkt gibt es vier Sultane, die gegeneinander ringen und sie alle wollen alleine herrschen. Dieser Wunsch hat sie dazu gebracht, extreme Mittel anzuwenden. Also persönliche Leibgarde haben sich fast ausschließlich Eunuchen, doch für ihre Eliteeinheiten suchen sie sich andere. Kinder werden ihren Eltern entrissen, frühst möglich auf den Sultan eingeschworen, gedrillt und zum Krieger gemacht.

Sultan Osman II.

Sein Reich ist ohne größere Nennenswerte Stadt und beginnt ab dem Tempel des Valirians. Es zieht sich bis zum „nördlichsten der Vier Arme“ dem Fluss und die Grenze zum Norden entlang bis der Fluss kreuzt. Die Hauptstadt bleibt natürlich unberührt.

Kodex der Namenlosen

In der Akademie ohne Namen ist jeder ein namenloser Niemand, bis er sich in den Augen Valirians (oder jener Würdenträger) als würdig erwiesen hat, einen Namen zu erhalten. Dies kann, je nach Geschick, mehrere Monate oder viele Jahre dauern. Sollte es aber jemand doch schaffen, alle, meist tödlichen, Prüfungen zu meistern und sich einen Namen verdienen, so ist er sein eigener Herr und wird das Wort Valirians in die Welt hinaus tragen.

  • Diene dem Feuer
  • Ehre das Licht, den Wind, die Erde und das Wasser
  • Akzeptiere die anderen Götter
  • Töte keine unschuldigen Wesen
  • Trage stets das reinigende Feuer in die Finsternis
  • Gehorche deinem Herren, er steht über dem Kodex
  • Hast du einen Namen bist du frei

Bei Eidbruch verbrennt die Haut am ganzen Körper bis nur noch das Fleisch da ist, danach wird es unter jahrelangen Schmerzen langsam nachwachsen, um das blanke Fleisch wieder zu bedecken.

Sultan Abu Mansur al-ʿAziz

Er ist Herr über das Land westlich dem vom Osman II. bis zum Wirbelsee. Auch der bekannte Hundstot-Wadi liegt in seinem Gebiet, ein ausgetrocknetes Flussbett. Es breitet sich südlich, bis auf ein paar Meilen vor Baruiq, aus. Er sah es als erstes, als sich der Wirbelsee blutrot färbte und trotz aller Streitigkeiten in seinem Land, lies er sofort Boten verschicken. Seine eingeschworenen Diener sind die Hizla Kiliç.

Kodex der Hizla Kiliç

  • Ehre sei Valirian, dem Herrn der Schlachten
  • Trage keine Rüstungen – sie sind für diejenigen gedacht, die in der Kunst des Schwertes weit unter dir stehen
  • Trage keine Schilde – sie sind Ausdruck der Schwäche
  • Stelle dich deinen Gegnern immer offen von Angesicht zu Angesicht
  • Beschütze deinen Herren, ist er tot bist du es auch
  • Verweigere dich niemals einem Zweikampf
  • Ehre deine Klinge, denn es gibt dir Kraft
  • Ziehe deine Klinge nur wenn sie auch Blut trinken soll
  • Trage stets und mit Stolz die Farben des Krieges – das Schwarz des Todes und das Rot des Blutes
  • Verlasse das Schlachtfeld nur als Sieger – oder als Toter

Bei Eidbruch wird der gesamte Schwertarm erlahmen und sich schwarz wie Kohle färben. Er wird unbrauchbar sein und sobald dein Herr Schaden erleidet, wird sich diese Lähmung ausbreiten.

Sultan Yaqub al-Mansur

Er ist die Herrscher über die Stadt Baruiq und alles westlich davon bis zum Wirbelsee. Mit der Stadt, in der sein Herrschersitz steht, ist er der reichste der Sultane. Denn von hier aus wird Handel zur Mondinsel und nach Arkul‘ ab‘ Akad betrieben. Seine Elitekämpfer werden in der, sich in Baruiq befindenden, Akademie ausgebildet.

Kodex der Akademie der Blutenden Klinge

  • Trage keine Rüstung, denn sie nimmt dir nur die Schnelligkeit im Kampf!
  • Kämpfe nur mit deinen Waffen, denn sie sind aus deinem Blut geschaffen!
  • Teile deine Waffen nicht mit Menschen, Orks, Elfen, noch sonstigen Wesen dieser Welt!
  • Lasse dich nicht von Wut, Hass, Zorn, Neid, Eifersucht oder Zweifel quälen, denn sie führen dich in die Dunkelheit!
  • Halte deinen Körper rein, vergifte dich nicht mit berauschende Substanzen, denn sie schwächen deinen Körper und machen deinen Geist blind!
  • Kämpfe auch im Geiste, denn nicht jede Schlacht gewinnt man mit dem Schwert!
  • Sprich die Wahrheit oder sprich gar nicht!
  • Lasse deine Gegner nicht leiden!

Bei Eidbruch verbrennt die Haut am ganzen Körper zur ewigen Entstellung es folgen darauf sogar noch Erbrechen und Gedächtnisverlust.

Sultan Al Zahir Baruiq

Sein Land, erstreckt sich von, ein paar Meilen vor Baruiq bis zum „östlichsten der Vier Arme“. Die Kellerstadt, darf auch er nicht als sein Land bezeichnen. Er steckte vor Jahren eine große Niederlage am Hundstot-Wadi gegen die Truppen des Nordens ein, die Leichen füllten das ausgetrocknete Flussbett. Lange Zeit war nicht klar ob er überlebt hatte, doch das tat er und begann eine neue Armee aufzubauen. Unter anderem sein Stolz die Mamluk.

Kodex der Mamluk

Auszug aus dem Buch des Sultan `Ali Ibn Aybak

Mamluks kennen die Stille, die einem wichtigen Kampf vorangeht. Diese Stille scheint zu sagen: »Es ist fürs erste vorbei. Am besten lassen wir den Kampf ruhen und amüsieren uns ein wenig.« Unerfahrene Kämpfer legen in solchen Momenten ihre Waffen ab und klagen über Langeweile. Der Mamluk jedoch achtet auf diese Stille. Irgendwo braut sich etwas zusammen. Er weiß, daß zerstörerische Erdbeben ohne Vorwarnung kommen. Er ist schon nachts durch den Wald gegangen. Wenn die Tiere kein Geräusch machen, naht Gefahr. Während die anderen sich unterhalten, übt sich der Krieger im Schwertkampf und behält den Horizont im Blick.

Lerne aus dem Gesagten. Lerne aus dem Geschriebenen. Lerne durch deine Vorbilder
Dein Leben ist dein Herr, er gab dir seine Liebe, du gibst ihm dein Herz.

  • Dein Schwert dient deinem Herren, lege es niemals ab, dein Dienst wird niemals enden.
  • Du bist die letzte Front, sei das Schild, ruhe dich niemals auf deinen Erfolgen aus.
  • Der Ungläubige wird dein Herz verführen, rüste dich gegen die dunkle Gefahr seiner Worte.
  • Sei Ehrenhaft, achte die Worte derer die dich Lehren.
  • Sei Tapfer, den deine Klinge ist die letzte Wacht
  • Sei Stolz, niemand kann dich Ersetzen
  • Sei Demütig, jeder kann dich Ersetzen

Bei Eidbruch wird die gesamte linke Körperhälfte erlahmen und die rechte Hand verkrüppeln.

Bhar al Dschabal

Jenseits des „östlichsten vierten Armes“ befinden sich noch zwei Reiche, die nicht direkt zur Wüste gezählt aber trotzdem erwähnt werden möchten.

Zwischen den Flussarmen bis zu den Ausläufern der feurigen Berge, hinter dem grünen Jäger versteckt vom Norden das Land „Bhar al Dschabal“. Ein Land, das sich nicht in die Kriege anderer einmischt, sondern lieber einfachen Handel betreibt. Durch die Abgeschiedenheit ausschließlich mit der Kellerstadt Arkul‘ ab‘ Akad. Es ist kein Wüstenland, eher ein kleiner Dschungel, aber doch mit sehr viel Wiesen. Die Temperatur ist nun ein wenig höher als die in Kesleos.

Die meisten Elefanten, die man auf der Welt sieht, stammen von hier, denn nur hier und am nördlichsten Ende von Bhar al Ghazal leben sie. Doch die seltensten ihrer Art, die weißen Elefanten, leben nur im Tal zwischen den Flüssen. Sie sind das Wahrzeichen dieses kleinen und fast vergessenen Landes.

Das Volk

Die Bevölkerung ist von einer braunen bis gelblichen Hautfarbe und in einfache aber sehr bunte Leinengewänder und Turbane gekleidet. Sie sehen den Wüstenbewohnern sehr ähnlich, doch die vielen Farben ihrer Kleidung und die Wickelung des Turbans sind anders. Sie sind friedliche Menschen, die ihr Wohl in der Gemeinschaft suchen und ihr Glauben ist fast ausschließlich an den Lichtbinder und Hebrin vergeben. Ihre Behausungen sind aus Lehmziegeln und in verschiedenen Farben bemalt. Sie bauen vornehmlich Reis an, doch dort wo der Dschungel ist findet man auch Bananen und allerhand exotisches.

Die Führung des Landes

Es gibt viele Dörfer und Städte im Tal zwischen den Flüssen, aber eine richtige Hauptstadt dazu kam es nie. Denn der Guru, der Anführer der Menschen dort, legt keinen Wert darauf. Er ist der geistige Führer dieses Landes, der weltliche darf sich Raja nennen und wird vom Guru bestimmt. Er soll die finanziellen Interessen der Bewohner klären und gegenüber Auswärtigen vertreten. Er kümmert sich um jeden Handel, der mit der Wüste gemacht wird und zahlt die Beteiligten auf der ewigen Länderreise aus. Die Einwohner verwalten sich ansonsten selbst und klären auch alles selbst bei Unstimmigkeiten. Frieden, predigt der Guru, ist oberstes Gebot. Man kommt zu diesem Titel nur, wenn man in Bhar al Dschabal geboren wurde. Die Menschen schlagen, bei Tod oder gesundheitlichen Rücktritt des vorherigen Gurus, dann jemanden vor, den sie für würdig erachten. Diese Kandidaten werden dann zu der Stelle geschickt, an dem die beiden Flüsse sich vereinen, um dort zu beratschlagen und zu meditieren. Solange bis ein neuer Guru auserkoren wurden, welcher immerzu durch die Städte und Dörfer reist und den Menschen beisteht.

Religion und Magie

Es gibt im Land der Elefanten keinen großen Tempel oder eine Akademie, es gibt nur kleinere Kirchen in denen Magier und Priester gemeinsam versuchen ihren Weg zu beschreiten. Ein sehr ungewöhnliches Konzept, das streng nach Geschlecht und Gottheit getrennt wird. In einer Kirche des Lichtbinders oder Hebrins dürfen nur zwei Frauen oder eben zwei Männer sein und ihrem Studium nachgehen, nie aber gemischt. Es lenke den Geist ab, predigt der Guru.

Man ist hier auch der Auffassung, zur göttlichen Nähe brauche es keine Opfergaben, asketisches Leben, Spenden oder sonstiges. Die reine Meditation und die Erkenntnis, dass es keinen Besitz oder Sonstiges braucht, sondern nur einen offenen Geist, reiche aus. Diese Einstellung mag vielleicht den Frieden erklären, der hier herrscht.

Friedlicher Kampf

Der Kampf vieler Menschen befindet sich im Inneren mit sich selbst, diesem sind die Bewohner des Tals sehr bewusst und auch dass der Tag kommen möge, an dem jemand ihren Frieden stören möchte. Darum haben sie Kämpfer, sie trainieren gemeinsam mit verschiedenen Waffen. Erst sind diese aus Holz, doch mit höherem Geschickt werden diese durch Stahl ersetzt. Ihre bevorzugte Waffe ist das Krummschwert, auf das sie sich sehr gut verstehen. Sie selbst sagen von sich, dass die Meditation und das gemeinsame Training sie zu einer Familie mache. Darum nennen sie sich mit Nachnamen alle „Singh“, manche möchten auch nur darum angesprochen werden. Ein paar begleiten stetig den Guru, andere reisen mit den Handelsschiffen mit, doch die meisten patrouillieren an den Flüssen entlang, immer in der Hoffnung keinen Feind zu erblicken.

Kodex der Singh
  • Du bist ein Diener der Welt, diene ihr so viel du kannst.
  • Der Kampf ist nur zur Verteidigung.
  • Der Kampf gegen eine weibliche Gegnerin sei der untersagt.
  • Meditiere einmal am Tag.
  • Deine Habe teile ohne Geiz.
  • Besitzt du keine Habe, lebe wie ein Bettelmönch.
  • Nur ehrliche Arbeit darfst du annehmen.
  • Ausschließlich die Wahrheit sollst du sprechen.
  • Frieden sei das oberste Gebot.

Bei Verstoß wirst du auf ewig aus deiner Heimat verstoßen und der Lichtbinder blende dich. So sollst du nur noch als blinder Bettelmönch leben.

Wo im Tal zwischen den Flüssen stetig der Frieden herrscht, ist in Bhar al Ghazal genau das Gegenteil der Fall. Im Norden des Landes ist der Dschungel, an der Flussgrenze zu Bhar al Dschabal und es zieht sich bis zum „östlichsten der vier Arme“. Je weiter man vom Fluss in das Landesinnere kommt, umso sandiger wird es und die Wüste fordert ihren Raum ein. Es ist das Land der Sandstürme, gegen die jeder Bewohner kämpfen muss. Sie sind so stark, dass sie sogar die feurigen Berge langsam abschleifen. Für die Bewohner ist das es Vorteil, denn der Berg offenbart ihnen Bronze zum Abbauen. Auf diesem Metall baut die Gesellschaft auf, sei es bei Schmuck, Rüstung oder Alltag.

Bhar al Ghazal

Das Volk

Die Bewohner von Bhar al Ghazal sind abgehärtet gegen jede Widrigkeit. Sie leben im Schatten der feurigen Berge, ständig heimgesucht von Sandstürmen und die große Kellerstadt vor der Nase. Doch werden sie nicht zum regulären Wüstenvolk gezählt. Sie waren schon immer verbittert, denn von Reichtum umgeben hatten sie nichts. Sie sind dunkelhäutig und meistens vollständig von schwarzen oder roten Gewändern bedeckt. Sie zeigen, auf Grund der Sandstürme, nur wenig Haut und auch ihr Turban ist so gewickelt, dass er Mund und Nase noch verdeckt.

Das Land ohne König

Wo jedes Reich auf eine eigene Führung, sei sie auch nur spiritueller Art, vertraut, ignorieren diese Menschen das vollständig. Sie kennen keinen gemeinsamen Herrscher an und so sind sie gespalten in verschiedene Stämme, die alle ihre tödlichen Dienste anbieten. Alles nur, um den eigenen Namen groß zu machen und eines Tages genug Gold zu haben, um die anderen Stämme in sich aufzunehmen oder vielleicht sogar über den Westen hereinzubrechen.

Ein, über die Grenzen hinaus bekannter, Stamm, der von dort stammt, ist die Familie der Ibn´Sina. Sie habe viele Söhne und Töchter als Söldner hoch in den Norden geschickt, um ihr Tagwerk zu verrichten. Dort sind sie eher als Mörder und Diebe bekannt. Auch nehmen sie einen jeden Freund, der sich als vertrauenswürdig erweist, in die Familie auf. Es soll hier eine geheime Zeremonie geben, doch bis auf die Ibn ‚Sina kennt diese niemand.

Glaube

Da das Volk arm an Magiern ist, glaubt es vornehmlich an göttliche Zeichen. Deshalb sind die Priester, neben den Stammesfürsten, diejenigen, die Menschen lenken. Sie verbreiten den Glauben an Valirian und Narbasch, doch anders als man es je gehört hat. Denn sie glauben an die Einigkeit des Krieges. Sie sehen diese Götter in ihren eigenen schwarzen Gewändern gehüllt, somit nicht erkenntlich ist, wer oder was darunter steckt. Die Kriegsgötter stehen Rücken an Rücken, der eine ein Krummschwert und der andere einen Bogen in den Händen, bereit gegen jeden Feind loszuschlagen.

Ein Volk für den Krieg

Nie hatten sie wirklich viel für sich, verbannt ist dieses Volk in eine der unwirtlichsten Gegenden von Gerbalon. Doch das macht sie zu dem, was sie sind, ein Volk, das nur der Krieg kennt. Sie alle bieten sich als Söldner und Attentäter an. Gold heim zubringen, sei es ehrlich verdient oder ob daran noch Blut klebt, ist dem Volk wichtig. Dem meistbietenden Sultan der westlichen Wüste dienen sie und so kam es schon oft, dass ein anderer das Angebot überbot und sie sich plötzlich gegen ihren einstigen Herren stellten. Gehüllt in ihre langen Gewänder und Bronzeplatten als Rüstung tragend, sieht man in ihnen tödliche Wüstengeister, bei denen nicht klar ist, ob noch etwas Menschliches unter dem Turban steckt. Wo sich diese Krieger noch offen in die Schlachten werfen, gibt es noch die Hâsharin. Attentäter, die der Wind bringt, der einzige Beweis ihrer Existenz sind die Leichen, die sie erdolcht oder erdrosselt zurücklassen. Vielleicht ist dieser stetige Wille nach Blut und der Hass gegen alles der Grund dafür, dass dieses Volk wohl nie Frieden finden wird.

Ein besonderes Stück der Kriegskunst dieses Volkes ist aber der Einsatz von Kriegselefanten. Jeder dieser Elefanten hat einen Mahûd, ein Wächter, der mit dem Elefanten aufwächst und ihn in die Schlacht reitet. Es gibt Legenden, dass im Dschungel, nahe der feurigen Berge, Elefanten leben sollen, die sogar die Bäume dort überragen, dass das Volk der Sandstürme sie quält und ihren Willen bricht, um eines Tages über die Wüste des Westens zu kommen.